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Pfarrer Stephan Pörtner:30jähriges Priesterjubiläum

Am 18. Juni 1993 ist Pfr. Stephan Pörtner im Kölner Dom zum Priester geweiht worden. Das war ein bewegender Moment vor 30 Jahren und ist bis heute ein langer Weg als Pfarrer. Wir gratulieren sehr herzlich und wünschen ihm viel Freude und Gottes Segen auch für die weiteren Jahre seines Wirken.
Stephan Pörtner
Datum:
23. Juni 2023
Von:
Petra Klischan
1. Wie haben Sie sich damals gefühlt?

Wir kamen an  vormittags direkt von den einwöchigen Exerzitien in Kommern zurück nach Köln. Durch diese Tage der Besinnung und Einstimmung war die Aufregung nicht so groß und es gab auch sicherlich eine große Vorfreude.

2. Wer oder was hat Sie motiviert den Weg zum Seelsorger einzuschlagen?

Zunächst war mein Elternhaus und ein Großteil der weiteren Familie religiös sehr verwurzelt und engagiert, wir waren Teil eines „katholischen Milieus“ im protestantisch geprägten Wuppertal. Darüber hinaus war mein Lebensweg als Jugendlicher gepflastert mit einer ganzen Reihe von Pfarrern und Kaplänen, die für mich auch prägend waren: der Ortspfarrer, der seit meiner Erstkommunion in der Pfarrei war, der Schulpfarrer, bei dem ich neun Jahre Religionsunterricht hatte, ein Ruheständler und Kapläne, die man bei vielen Gesprächsrunden und Ferienfreizeiten erlebte.

3. Was war das Besondere an Ihrem Priesterseminar?

Der größere Abschnitt der Ausbildung fand parallel zum Studium im  Collegium Albertinum“ in Bonn statt, ein Backsteinbau aus dem Ende des 19. Jhdts., der allein durch seine wuchtigen Ausmaße und die Lage direkt am Rheinufer beeindruckt. Aus der Rückschau ist vielleicht das Bemerkenswerteste, dass in den fünf Jahren meines Studiums bis 1991 das Haus noch von Studenten komplett gefüllt war, in Spitzenzeiten waren wir dort 180 Priesteramtskandidaten, die allein durch die große Zahl doch sehr verschiedener Typen dem Leben dort eine besondere Atmosphäre verliehen haben, wenn wir alle zusammen in der Kapelle gebetet und gesungen oder im Speisesaal gemeinsam gegessen haben. Der zweite, kürzere Teil der Ausbildung nach dem Studium fand dann im Priesterseminar in Köln statt.

4. Vor Ihrem Start hier in Düsseldorf, waren Sie Pfarrer in Lindlar. Welche weiteren Stationen haben Sie auch noch geprägt?

Parallel zur Kölner Seminarzeit war ich als Praktikant und während der Diakonatszeit in Köln-Chorweiler, eine große Hochhaussiedlung ganz im Norden der Stadt. Ich hatte dort ein Appartement im 8. Stock und die Gemeinde war sehr unkonventionell, dass war für mich zunächst sehr ungewohnt, ich habe es aber dann sehr zu schätzen gelernt. Die erste Stelle als Kaplan war in Radevormwald, wo der Pfarrer mit den Gremien eine sehr breit strukturierte Pastoral organisierte. Ich war besonders für die doch sehr zahlreiche Jugend mit einem großen Jugendchor und mehreren Freizeiten im Jahr zuständig, das war eine sehr lebendige und schöne Zeit. Von 1997 bis 2000 war ich dann Direktor der „Diözesanstelle für Geistliche Berufungen“ mit einem Büro direkt gegenüber vom Kölner Dom. Gleichzeitig war ich Subsidiar in St. Heribert in Köln-Deutz. Die Zeit war für mich eine oft schöne, manchmal schwierige aber immer interessante und den Erfahrungshorizont weitende Etappe auf meinem priesterlichen Weg.

5. Wenn Sie Lindlar im Ländlichen Raum und Düsseldorf betrachten, was zeichnet die beiden unterschiedlichen Regionen jeweils aus?

Lindlar ist ländlich und gleichzeitig, anders als vorher Radevormwald, auch katholisch geprägt. Die Verbundenheit von öffentlichem und kirchlichem Leben ist dadurch sehr intensiv. Es gibt ein intensives Netzwerk familiärer und persönlicher Verbindungen, ein Großteil im Ort kennt sich. Das macht einem Pfarrer viele Wege im persönlichen Umgang wie auch in gemeindlichen Anliegen leichter, birgt aber natürlich auch Konfliktpotential in sich. In Düsseldorf ist zunächst vieles anonymer. Dadurch gelingt aber sicher der Blick auf einzelne Menschen viel besser. Das Spektrum von Lebenssituationen und -entwürfen, dass mir bei Gesprächen anlässlich einer Taufe, Hochzeit oder Beisetzung begegnet, ist schon enorm und ich empfinde es als eine große Chance, in eine zunächst scheinbar sehr glaubensferne Lebenswelt die Gegenwart Gottes zu verkünden.

6. Sie sind jetzt seit 2015 leitender Pfarrer hier. Gibt es für Sie einen besonderen Ort in Düsseldorf? 

Für mich lebt mein „Einsatzort“, also unser Seelsorgebereich von seiner Vielseitigkeit: damit meine ich nicht nur die verschiedenen Stadtteile in ihrer unterschiedlichen Sozialstruktur. Hinter vielen Straßenecken, in den „Hinterhöfen“, auf Plätzen und Plätzchen eröffnen sich neue „Lebenswelten“. Auf kleinstem Raum schaffen Menschen in dieser dichten Bebauung Oasen für sich und andere.

7. Wie sehen Sie die Möglichkeiten Ihres Wirkens auf dem Weg zu den „pastoralen Räumen“, dass die Menschen sich trotz der Strukturreform noch in der Kath. Kirche wohlfühlen?

Wichtig ist, dass es an jedem Ort Menschen gibt, die sich mit der Kirche und dem Ortsteil, also dem inneren und äußeren Raum identifizieren. Darin wird wohl eine wesentliche Aufgabe eines Pfarrers in den kommenden Strukturen liegen, dafür Menschen zu gewinnen, dem kirchlichen Leben am konkreten Ort ein Gesicht zu geben.

8. Was würden Sie jungem Priesternachwuchs mit auf dem Weg geben?

Ich habe hohen Respekt, vor denen, die sich heute auf diesen Weg einlassen. Die Situation in Kirche und Gesellschaft hat sich in den vergangenen dreißig Jahren extrem geändert. Aber der Satz des Jesuiten Alfred Delp, den er 1944 vor seinem Tod geschrieben hat, gilt ungeschmälert: „Das eine ist mir so klar und spürbar wie selten: Die Welt ist Gottes so voll. Aus allen Poren der Dinge quillt uns dies gleichsam entgegen.“ Ich erfahre meinen Lebensweg weiter als erfüllend und zielführend.

9. Wenn Sie nicht Pfarrer wären, wie würden Sie Ihr Wochenende ausmalen?

Vor meinem Beginn in Düsseldorf war ich einige Wochen „frei“. Natürlich habe ich Gottesdienste gefeiert oder besucht. Aber ich war froh, als die Zeit um war.

Vielen Dank für das Interview!