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Geistliches Wort:Volk Gottes in aller Welt

Pfr. Pörtner nimmt im geistlichen Wort Bezug auf das Evangelium des 20. Sonntag im Lesejahr A: Mt 15, 21 - 28 und setzt es in Verbindung zu unserer aktuellen Situation, dem Zusammenfinden in einer multireligiösen Gesellschaft.
Weltreligion
Datum:
14. Aug. 2023
Von:
Stephan Pörtner/Petra Klischan

Das Evangelium dieses Sonntags hat die Bitte einer kanaanäischen, also nichtjüdischen Frau an Jesus um Heilung ihrer kranken Tochter zum Inhalt.

Das Land Kanaan steht für Unglaube, überkommene Fruchtbarkeitskulte, Götzendienst, vermutlich sogar Menschenopfer. Deshalb konzentriert sich Jesus bei seiner Predigtreise ausschließlich auf das Volk der Juden. Aber die Kanaanäerin ist hartnäckig und schlägt Jesus mit seinen eigenen Argumenten: Grenzenlose Liebe macht auch vor Staatsgrenzen oder anderen Religionen keinen Halt. Glauben im Sinne Jesu heißt, sich Gottes Liebe gerne gefallen zu lassen und selber aus dieser Liebe zu leben. Nationalität, Geschlecht oder andere Äußerlichkeiten sind dagegen völlig unwichtig. Jeder darf sich in Gottes Liebe unüberbietbar geborgen wissen. Wer das will, zu dem sagt Christus auch heute noch: „Dein Glaube ist groß. Dir geschehe, wie du willst!“

Diese Frage nach dem Glauben als Kern dieses Textes beschäftigt auch uns heute in einer multireligiösen Gesellschaft. Bereits das letzte Konzil ist dieser Frage nachgegangen. Im Folgenden ein Auschnitt aus der Konstitution des II. Vatikanischen Konzils über die Kirche „Lumen Gentium“, Kap. 16.

Volk Gottes in aller Welt

Auch die Menschen, die das Evangelium noch nicht empfangen haben, gehören auf verschiedene Weise zum Volk Gottes. Das gilt in erster Linie von jenem Volk, dem der Bund und die Verheißungen gegeben worden sind und aus dem Christus dem Fleisch nach geboren ist (Röm 9, 4–5). Gott liebt dieses Volk um der Väter willen und weil er es erwählt hat; Gott nimmt seine Gaben und eine einmal ergangene Berufung nicht zurück (Röm 11, 28–29). Sein Heilswille umfasst aber auch alle, die ihn als ihren Schöpfer anerkennen. Unter ihnen sind besonders die Muslime zu nennen, die sich zum Glauben Abrahams bekennen und mit uns den einen Gott anbeten, den gnädigen und barmherzigen Gott, der die Menschen am Jüngsten Tag richten wird. Aber auch den anderen, die in Schatten und Bildern Gott suchen, auch ihnen ist er nahe, da er allen Wesen Leben und Atem und alles gibt (Apg 17, 25–28); er ist ihr Erlöser, er will, dass alle Menschen gerettet werden (1 Tim 2, 4).